Der letzte Teil der Blog-Serie „Fotogenes Göttingen“ liegt schon ein Weilchen zurück… Daher freue ich mich, euch heute mal wieder mitzunehmen auf eine fotografische Reise. Diesmal geht es etwas weiter hinaus – eine Reise zu den Sternen. Es erwarten euch wie immer das ein- oder andere hoffentlich schöne Bild und natürlich Tipps & Tricks wie man’s macht. Milchstraße fotografieren – viel Spaß beim Ausprobieren!
Etwas Zeit sollte man mitbringen für Fotos von Sternen und besonders der Milchstraße. Während die ersten hellen Sterne bereits etwa 45 Minuten nach Sonnenuntergang am Himmel zu erkennen sind, wird die Milchstraße erst sichtbar wenn es richtig dunkel ist. Zur Vorab-Orientierung am Himmel stehen diverse kostenlose und kostenpflichtige Apps für Smartphones zur Verfügung. Das erste Bild der Serie entstand ca. 90 Minuten nach Sonnenuntergang am Ortsrand von Bremke. Gefühlt war es bereits dunkel, wegen der langen Belichtungszeit ist der Himmel auf dem Foto aber noch leicht bläulich. Die Milchstraße ist nur schemenhaft zu erkennen. Störend wirkt sich hier auch noch das Licht des Halb-Mondes aus – also wieder warten bis er verschwindet…
Bei so viel Warterei bleibt genug Zeit, um den Blick auch einmal in andere Richtungen schweifen zu lassen. Hier der Blick in die Gegenrichtung. Links der helle Lichtkegel ist Göttingen. Rechts oben kann man einen Teil der Milchstraße erahnen. Und wer genau hinschaut, entdeckt ziemlich genau in der Mitte des Bildes eine kleine Sternschnuppe der Perseiden.
Kurz nach Mitternacht hatte sich der Mond verabschiedet und der Bürgermeister von Bremke netterweise auch noch die Straßenbeleuchtung ausgeknipst. Auch der Bauer, der um halb 11 angefangen hatte, das Feld hinter dem Baum zu pflügen hatte sein Tagewerk nun endlich erfüllt. Es konnte also losgehen… Auch wenn ich es mit dem Handy nicht ausprobiert habe – es ist natürlich eine gewisse Ausrüstung zum Fotografieren der Milchstraße nötig. Hier eine Spiegelreflex Kamera Canon EOS 6D mit 16-35mm Objektiv, Fernauslöser und Stativ. Tipps zu den wichtigesten Einstellungen: Die Brennweite am besten so kurz wie möglich halten (hier 16mm). Je kürzer die Brennweite, desto länger kann man belichten ohne dass die Rotation der Erde sichtbar wird und die Sterne Spuren ziehen. Als grobe Fausregel für die Berechnung der maximalen Belichtungszeit gilt bei APS-C Spiegelreflex 300/Brennweite und bei Vollformat Spiegelreflex 500/Brennweite. Kurz den Taschenrechner gezückt: 500/16mm=31,25 Sek.. Die Blende maximal öffnen, damit so viel vom wenigen Licht wie möglich einfällt, in meinem Fall Blende 4. Zum Schluss noch die Lichtempfindlichkeit des Sensors einstellen: Hier kommt es auf das Rauschverhalten des Sensors an. Vollformat-Sensoren sind hier deutlich im Vorteil, sodass ich ISO 6.400 wagen konnte. Bei APS-C sollte man ISO 3.200 nicht überschreiten. Bildstabilisator ausschalten, per Liveview manuell fokussieren (hatte ich vorab schon auf den Mond) und los ging’s:
Astrofotografie ist stark vom Umgebungslicht abhängig. Faktor 1: Mond. Für die besten Ergebnisse am besten eine Neumond-Nacht wählen oder warten, bis der Mond untergegangen ist. Faktor 2: Lichtverschmutzung. In und um große Städte herum überdeckt die Helligkeit der Straßenbeleuchtung das schwache Licht der Sterne recht stark. Je weiter man sich von der Stadt entfernt, desto mehr Sterne sind sichtbar. Ich war zuerst in Bremke (15 km vom Stadtzentrum Göttingens), dann an der Diemardener Warte (4 km vom Stadtzentrum) und am Ende an der Drachenwiese (2 km vom Stadtzentrum). Der Unterschied war am Ende nicht so stark wie ich dachte, da sich viel Umgebungslicht in der Nachbearbeitung eliminieren ließ. Dennoch waren in Bremke die meisten Details der Milchstraße zu erkennen. Einen guten Anhaltspunkt zur Standortwahl gibt diese Lichtverschmutzungskarte.
Auch der schönste Sternenhimmel wird im Bild keine Wirkung entfalten, wenn er wahllos für sich fotografiert wird. Daher gelten hier die gleichen Regeln des Bildaufbaus wie bei der Fotografie am Tage. Also immer mindestens ein prägnantes Objekt für den Vordergrund suchen, ich habe mich hier für Bäume, die Diemardener Warte und weiter unten einen Strommasten entschieden.
Gerade aufgrund der hohen Lichtverschmutzung erfordert Sternenfotografie eine recht aufwendige Nachbearbeitung, um das Sternenlicht vom Umgebungslicht zu trennen. Daher unbedingt im RAW Format fotografieren, um keine Details zu verlieren. Meine Bilder sind in zwei Schritte bearbeitet worden:
Am schönsten lässt sich die Milchstraße in den Sommermonaten fotografieren. In dieser Zeit steht das helle Zentrum der Milchstraße schon ab den Abendstunden nahezu senkrecht über dem Horizont. Im Winter sehen wir einen anderen, deutlich lichtschwächeren Teil der Milchstraße, sodass sie nur schemenhaft erkennbar ist (letztes Bild). Abgesehen davon ist fotografieren bei -10 Grad auch kein wirkliches Vergnügen… 🙂
Die Sternenfotografie lässt sich technisch natürlich noch weiter perfektionieren. Eine Methode ist das Stacking, beim dem mehrere Belichtungen am PC passgenau übereinander gelegt werden. Mit schwarzen Darkframes kann das Bildrauschen weiter reduziert werden. Eine andere Methode sind Nachführgeräte. Diese schwenken die Kamera während der Aufnahme in derselben Geschwindigkeit, in der sich die Erde dreht. Dadurch kann deutlich länger belichtet und damit mehr Licht eingefangen werden, ohne dass Bewegungsspuren der Sterne entstehen. Auch interessant sind Timelapse Aufnahmen, bei der eine Vielzahl einzelner Belichtungen in einem Bild übereinander gelegt wird, um die Bewegung der Sterne sichtbar zu machen oder die hintereinander als Videosequenz abgespielt werden. Dies vielleicht mal in einem zukünftigen Blog-Beitrag Fotogenes Göttingen. Bis dahin viel Spaß beim Fotografieren der Milchstraße!
Ich freue mich über euer Feedback!
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